Eine Großbaustelle inmitten der Stadt
Planungsutopie im »Totalen Krieg«
Ein im Februar 1943 verabschiedeter, reichsweit gültiger Erlass zur Einstellung aller »nicht kriegswichtigen« Bauvorhaben fand für Weimar keine Anwendung. Dies war vermutlich den guten Beziehungen zwischen Hitler und Sauckel geschuldet. Zudem fungierte der Thüringer Gauleiter ab März 1942 als »Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz«, also als Organisator der Zwangsarbeit im »Reich« und sämtlichen von der Wehrmacht eroberten Gebieten. In dieser Verantwortung »höchst erfolgreich«, wuchs Sauckels Renomee beim »Führer« und dessen Paladinen.
Nach der »Schlußsteinlegung« wuchs der Turm allmählich weiter empor, erreichte nach drei Jahren jedoch nur etwa ein Drittel der geplanten Höhe. Auch die übrigen Gebäude erhielten nur langsam ihre äußere Gestalt. Wie in anderen Bereichen der deutschen Wirtschaft kamen auf der Großbaustelle inmitten Weimars zunehmend auch ausländische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge zum Einsatz. Die Nähe des ebenfalls weiter wachsenden KZ Buchenwald ermöglichte die »reibungslose« Kooperation zwischen dem Zweckverband »Bauten am Platz Adolf Hitlers« und der SS-Verwaltung.
Am Ziel, Weimar als Gauhauptstadt komplett städtebaulich umzuformen, wurde trotz zunehmender Rückschläge an den militärischen Fronten festgehalten. Ein Plan von 1942 zeigt die Maximalvariante. Neben den Bauten am Gauforum wurden dreizehn Einzelbauten und größere Bauprojekte verzeichnet, die für einzelne Untergliederungen der Partei, des Landes und der Kommune vorgesehen waren. Die absichtliche Zerstörung der kleinstädtischen Strukturen unter der Leitung Gieslers blieb zum Glück Projekt.
Noch im Oktober 1944 erwartete der Zweckverband eine Steinlieferung aus Italien. Die Anlage als Ganzes blieb bis Kriegsende unvollendet. Das »Haus der Deutschen Arbeitsfront« und das »Haus der Gliederungen der NSDAP« waren bis auf den Außenputz fertig, vom »Gebäude der Reichsstatthalterei und Gauleitung« existierten der Rohbau und Teile des Innenausbaus. Die »Halle der Volksgemeinschaft« war in ihrer offenliegenden Tragwerkskonstruktion fertiggestellt.