Das »Gauforum« in Weimar – Ein Prototyp entsteht
Hermann Giesler: NS-Karriere Eines Architekten
Hermann Gieslers (1898–1987) Wettbewerbserfolg begünstigte seine weitere Karriere als Architekt im Dritten Reich. Neben Albert Speer avancierte er zum zweiten vertrauten Architekten Hitlers, der ihn außer mit dem Weimarer Gauforum noch mit anderen bedeutenden Bauaufgaben betraute: etwa mit der Neugestaltung von München (1938) und dem Ausbau von Linz/Donau (1940).
Gieslers Tätigkeit in Weimar beschnitt die Planungshoheit städtischer Behörden weiter. Während das Gauforum entstand, erhielt er weitere Aufträge, so den Neubau des »Fremdenhofs Haus Elephant« und das erste »Reichsstatthalter-Dienstwohngebäude« in Deutschland, die Villa für Fritz Sauckel. Außerdem wurde er mit einer umfassenden Neugestaltung Weimars betraut.
Mit der Entscheidung für Giesler war Hitlers Einflussnahme auf das Bauprojekt keineswegs beendet. Er modifizierte das Bauprogramm nochmals: So wünschte er ausdrücklich, die Anlage durch einen Glockenturm zu akzentuieren, dessen Läuten die Bevölkerung zu Versammlungen auf den Aufmarschplatz rufen sollte.
Den Wettbewerbsvorgaben folgend umgab Giesler den Platz allseitig mit Gebäuden. Die neue Architektur sollte ohne »störende Fremdeindrücke« zur Geltung kommen. Der Aufmarschplatz wurde begrenzt im Süden vom »Gebäude des Reichsstatthalters und der Gauleitung«, im Norden von dem »Haus der Gliederungen der NSDAP« (u. a. SA, SS, »Hitlerjugend«, »Bund Deutscher Mädel«, »NS-Kraftfahrer-Korps«) und im Westen vom »Haus der Deutschen Arbeitsfront«.
Im Osten des Forums war die »Halle der Volksgemeinschaft« angeordnet. Ihrer dominanten Funktion als Kultbau der »inszenierten Volksgemeinschaft« entsprachen die achsensymmetrische Gesamtanlage, die neoklassizistische Fassadengestaltung und die neuartige Spannbetonkonstruktion.