Propaganda und Inszenierung
Grundsteinlegung vor Kulisse
Bedeutend pompöser als der erste Spatenstich fiel die Grundsteinlegung für den Gesamtkomplex Gauforum aus, die Rudolf Heß am 1. Mai 1937 am Standort der »Halle der Volksgemeinschaft« vornahm. Für dieses Ritual hatte man die Stirnseite der geplanten Halle in realer Größe als Modell gebaut. Davor waren eine Ehrentribüne errichtet und ein improvisierter Aufmarschplatz angelegt worden. Fahnen markierten die geplante Dimension des Gauforums. Sonderzüge brachten etwa 40.000 Angehörige einzelner NSDAP-Formationen, der SA, der SS, des »Bundes Deutscher Mädel« und der »Hitlerjugend« aus ganz Thüringen nach Weimar. Die auf dem Platz formierte Masse nahm in ihrer strukturierten, streng ausgerichteten Aufstellung die Formensprache der geplanten Architektur bereits vorweg.
Genau zur Mittagszeit, um zwölf Uhr, beschritten Rudolf Heß, Gauleiter Fritz Sauckel und die Führer der NS-Gliederungen sowie der Wehrmacht eine breite, durch ein Spalier gebildete »Triumphstraße«. Vor der Tribüne nahmen sie Aufstellung, und die Tochter des stellvertretenden Gauleiters Siekmeier überreichte Heß einen Blumenstrauß. Zur Totenehrung erklang bei gesenkten Fahnen das Lied vom »Guten Kameraden«. Hitlers Ansprache zum 1. Mai in Berlin wurde direkt auf den Platz übertragen. Danach ergriff Heß das Wort und erklärte, dass die Bauten in Weimar von der Nachwelt als »bewundernswert« bezeichnet würden, »so wie sie noch kein Volk in so kurzer Zeit und in solcher Vollendung sich schuf«. Während er den symbolischen Hammerschlag ausführte, kreiste eine Fliegerstaffel über dem Platz. Danach verkündete Fritz Sauckel die Umbenennung des Platzes in »Platz Adolf Hitlers«.
Man darf vermuten, dass sich unter den angetretenen Formationen die 8. Hundertschaft des SS-Totenkopfsturmbanns »Elbe« befand, die im März 1936 »unter klingendem Spiel und großer Anteilnahme der Bevölkerung« am Weimarer Bahnhof begrüßt worden war. Diese Truppe war die Wachmannschaft des KZ Lichtenburg bei Prettin (heute Sachsen-Anhalt) gewesen. Ihre Verlegung nach Weimar gehörte zu den Planungen des künftigen Konzentrationslagers auf dem Ettersberg. Buchenwald warf seine Schatten voraus.