Das Gauforum in Weimar
Einführung
Von 1936 bis 1944 entstand inmitten Weimars, zwischen Altstadt und Bahnhofsviertel gelegen, das einzige fast fertig gebaute nationalsozialistische Gauforum in Deutschland. Mit diesem Ensemble aus drei großen Verwaltungs- und Repräsentationsgebäuden sowie einer Versammlungshalle sollte der Prototyp für alle deutschen Gauforen geschaffen werden. Zu Kriegsende unvollendet, wurde es für die Sowjetische Militäradministration in Thüringen fertiggestellt und anschließend ununterbrochen von Landesbehörden, Bildungseinrichtungen und – seit jüngster Zeit – auch von Privatpersonen genutzt.
Die im Turmhaus des heutigen Thüringer Landesverwaltungsamts zu besichtigende Ausstellung »Das Gauforum in Weimar – Ein Erbe des Dritten Reiches« dokumentiert die Bau- und Nutzungsgeschichte des unübersehbaren architektonischen Relikts und stellt es in den Kontext der Weimarer Stadtgeschichte. Die Ausstellung beschränkt sich nicht auf architekturgeschichtliche und städtebauliche Details, sondern liefert Informationen zum Hintergrund der Gauforums-Planungen, zum Aufstieg der NSDAP in Thüringen, zu Geschichte, Ideologie und Kult der nationalsozialistischen »Bewegung« sowie zur Nutzungsgeschichte des Gebäudeensembles nach 1945.
Die seit 1999 bestehende und 2019 überarbeitete und neu gestaltete Ausstellung versteht sich als Teil der lokalen Erinnerungslandschaft Weimars. Zusammen mit dem zukünftigen »Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus« der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und der derzeitigen Installation »Die Zeugen« der Stadt Weimar will sie die Besucher des »Quartiers der Moderne« anregen, sich mit der Geschichte des Ortes als Machtzentrum des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.