Architektur und Kult
Die Bauaufgabe »Gauforum« und ihre Vorbilder
Aufstellung der Formationen am 9. November 1935 zur Überführung der »Blutzeugen« auf dem Münchner Königsplatz in die »Ehrentempel«, im Hintergrund links der »Führerbau« kurz vor der Fertigstellung, Architekt: Paul Ludwig Troost
Die Kunst im Dritten Reich, 10/1938
Parade der Ordnungspolizei am 24. April 1938 auf dem Königsplatz, im Hintergrund der »Ehrentempel für die Gefallenen der Bewegung«
Bundesarchiv, Bild 183-2003-1217-50, Foto: ohne Ang.
Auszug aus einem Schreiben von Albert Speer an den Reichsschatzmeister der NSDAP vom 19. Februar 1941 (1/3)
Bundesarchiv Berlin, Bestand Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt
Auszug aus einem Schreiben von Albert Speer an den Reichsschatzmeister der NSDAP vom 19. Februar 1941 (2/3)
Bundesarchiv Berlin, Bestand Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt
Auszug aus einem Schreiben von Albert Speer an den Reichsschatzmeister der NSDAP vom 19. Februar 1941 (3/3)
Bundesarchiv Berlin, Bestand Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt
Reichsparteitag der NSDAP vom 5. bis 10. September 1934 in Nürnberg, Appell von SA und SS in der Luitpolt-Arena vor Adolf Hitler, Viktor Lutze (Chef des Stabs der SA) und Heinrich Himmler (Reichführer der SS), ganz im Vordergrund die »Blutfahne« vom 9. November
Bundesarchiv, Bild 102-16196, Fotograf Georg Pahl
Reichsparteitag der NSDAP vom 6. bis 13. September 1937 in Nürnberg, Parade des Reichsarbeitsdienstes auf dem Zeppelinfeld
Bundesarchiv, Bild 183-C12660, Foto: ohne Ang.
Hitler erklärt dem jugoslawischen Ministerpräsidenten Stojadinowitsch auf der »Ersten deutschen Architektur- und Kunsthandwerk-Ausstellung« 1938 in München ein Modell des Weimarer Gauforums
Gauhauptstadt Weimar. Landesfremdenverkehrsverband Thüringen e. V., 1938
Modell des Weimarer Gauforums mit hohem Glockenturm, Blick von Nordwesten, Entwurf: Hermann Giesler, nach 1937
Die Kunst im Dritten Reich, Februar 1939, S. 30
Für Hitler war Architektur ein vielseitiges, öffentliches und überall präsentes Medium, mit dem er schnell und deutlich die Machtansprüche seines Regimes sowie dessen politische Erfolge dokumentieren konnte.
Mit den ersten Monumentalbauten in München (»Hauptstadt der Bewegung«), der Großplanung für Berlin (»Reichshauptstadt«) und dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg (»Stadt der Reichsparteitage«) beabsichtigte das Regime, seine Präsenz im öffentlichen Raum unübersehbar anzuzeigen. In diesen »Führerstädten« entstanden Bauprojekte, deren Architektursprache der Selbstdarstellung des NS-Systems diente und deren Bauformen neue Räume für spezifische Kult- und Feierformen eröffneten. Vorbildcharakter für die Planungen in den Gauhauptstädten hatten außerdem die alljährlichen Programme der Nürnberger Reichsparteitage und die Kult- und Festveranstaltungen zum 9. November in München. Dort – wie in den Zentren der Provinzen – galt es, die Bevölkerung inszenatorisch zur »Volksgemeinschaft« zu stilisieren und als Kultgemeinschaft auf das Regime einzuschwören.
Aus diesem Anspruch heraus erwuchs auch die neue Bauaufgabe Gauforum, für die ein festes Bauprogramm entwickelt wurde. Es sollten geschlossene Komplexe entstehen, die Verwaltungsbauten, ein Gauhaus, einen Glockenturm, eine Versammlungshalle und einen Aufmarschplatz umfassten. Diese neuen nationalsozialistischen Zentren wurden den historischen Stadtkernen gegenübergestellt. Eine repräsentative Straßenführung (»Achse«) sollte die neuen Baukomplexe an die Innenstädte und das überregionale Verkehrssystem anschließen.
Als Musterstadt zum Bau eines prototypischen Forums wählte Hitler persönlich Weimar aus und definierte damit das Bauprogramm für alle anderen Städte.