Die Kriegsniederlage 1918 und die viele Deutsche demütigenden Bedingungen des Versailler Friedensvertrags wurden zur Erblast für die junge Republik. Bürgerkriegsähnliche innere Unruhen (1919–1922) und die schockhaft erlebte Inflation von 1923 verstärkten das Legitimationsdefizit der ersten deutschen Demokratie und stärkten deren Gegner. Im antirepublikanischen bürgerlichen Milieu Thüringens fanden radikale Nationalisten und Nationalsozialisten eine wachsende Zahl von Sympathisanten, Anhängern und offenen Befürwortern. Die Nationalsozialisten eroberten mit Hilfe eines seinem Selbstverständnis nach unpolitischen Bürgertums immer mehr kultur-, kommunal- und landespolitisches Terrain in zahlreichen Orten der Region.
Auch die traditionsreiche, weltberühmte Klassikerstadt Weimar – damals die Landeshauptstadt – mit ihren Museen, Dichterhäusern und Denkmälern wurde zur idealen Bühne für die Inszenierung und Proklamierung antisozialistischer, antidemokratischer und antisemitischer Positionen. Erstmals 1920 trafen sich die wichtigsten völkischen Verbände Deutschlands zu einem »Deutschen Tag« in Weimar. Vier Jahre später führte die »Nationalsozialistische Freiheitsbewegung Großdeutschlands«, eine Auffangorganisation der seinerzeit verbotenen NSDAP, einen »Reichsparteitag« mit anschließendem »Deutschen Kulturbekenntnis« auf allen Plätzen der Stadt durch. Im März 1925 kam der eben aus der Haft entlassene Hitler als Privatmann in die Klassikerstadt. Im Sommer 1926 kehrte er als unumstrittener »Führer« der wieder zugelassenen NSDAP zu deren Reichsparteitag an die Ilm zurück. Hitlers Weimarer Gefolgsleute, insbesondere der ihm treu ergebene Fritz Sauckel (Gauleiter ab 1927) und der Herausgeber des NS-Kampfblattes »Der Nationalsozialist« Hans Severus Ziegler scharten immer mehr Anhänger um sich.